Ein Heimkehrer 1945:
Eine Erinnerung
Werner Baumann erhielt seine Entlassung aus dem russischen Lazarett Miada Boleslav (Jung-Bunzlau) am 9.8. 1945. Mit einem Lungensteckschuß war er
„nicht arbeitsfähig". Siehe („Biographien“). Nach mehreren Zwischenstationen – es waren noch lange zwei Monate in
tchechischer Internierung - Ankunft in Crailsheim Stationen am 11. September 1945 per Holzvergaser am
„Anhalterbahnhof" in der Schönebürgstraße. In einem Brief vom 19. 5. 1999 schreibt er:
„Bei meiner Ankunft in Crailsheim war Elise Frank das erste bekannte Gesicht. Sie verkaufte vor der Ruine der „Glocke" Getränke und heiße Würstchen. Am Trudenbach
lag noch das Wrack des ausgebrannten Feuerwehrautos und über
dem Bach der scheinbar unbeschadet den Krieg überstandene
Hammersbachweg mit dem elterlichen Haus. Voller Bangen klopfte ich bei meinen Eltern an die Tür und zu meiner Erleichterung fand ich Eltern und Großeltern gesund und wohlbehalten vor. Die Freude über meine Heimkehr war riesengroß, kursierte doch in Crailsheim das Gerücht, auch ich wäre noch ein Opfer des Krieges geworden. Unser Haus war
übervoll mit Tanten und Onkel, war das Haus Hammersbacherweg 6 doch fast das einzige, das Verwandten noch ein Dach über den Kopf bieten konnte.
Durch die Rückkehr aus einem russischen Lazarett war ich nicht im Besitz eines üblichen Entlassungsscheines. Um evt. Schwierigkeiten – die Übergabe an Frankreich durch die Amerikaner
– aus dem Weg zu gehen, nahm mich Dr. Lang in seine Obhut- und so verbrachte ich die ersten Wochen als Rekonvaleszent im Crailsheimer Krankenhaus.
Nachdem die Gefahr vorüber war, begann ich fleißig zu zeichnen, um den Wünschen vieler Crailsheimer gerecht zu werden. Sie brachten mir oft sehr
unzulängliche Fotos ihrer zerstörten Häuser, um danach eine Zeichnung des alten Zustands zu zeichnen."
(Aus: Armin Ziegler: Crailsheim 1945/46 Überleben und Neuanfang, Crailsheim, Baier Verlag 1999. )