Flüchtlinge
(Aus einem Bericht des Flüchtlingskommissars)
März 1947
Der Kreis Crailsheim
beherbergt zur Zeit
9 971 Flüchtlinge,
davon
Männer
3300
Frauen 3
971
Kinder bis 14 J.
2 700
Die Flüchtlinge stammen in der
Hauptsache aus:
Männer Frauen Kinder
Ungarn
2
637 845 1 062 730
Sudetenland 1
580 565 652 63 CSR
2 210 669 976 545
Jugoslawien
290 102 128 60
Rumänien
741
225 292 224
Oberschlesien
889 248 350 291
Der Rest kommt aus Niederschlesien,
Wartheland, Brandenburg, Pommern, Danzig, Ostpreußen, Balkanländer, Österreich, und dem ehem.
Generalgouvernement.
Unter den Flüchtlingen befinden sich
348 Männer über 65
Jahren
421 Frauen über 65 Jahren.
Die Aufteilung, bzw. Verteilung der Flüchtlinge
wird nach den vorhandenen Wohnräumen vorgenommen. Und zwar wird eine
Belegungsdichte von 2 Personen je Wohnraum festgelegt. Da viele Gemeinden sich
bei der Aufnahme von Flüchtlingen sträuben und ihre Meldungen über den vorhandenen Wohnraum falsch einreichten wurde eine überörtliche Wohnungskommission gebildet, die alle Wohnräume und solche Räume die sich als Wohnräume eignen feststellt. Diese Kommission
hat bisher mit gutem Erfolg gearbeitet. Auf Grund dieser Unterlagen werden die Flüchtlinge den einzelnen Gemeinden zugewiesen.
Die Unterbringung der bisherigen Flüchtlinge ist
teilweise sehr mangelhaft. Einmal was die Räume angeht und zweitens die Ausstattung.
Hier fehlt
es oft an den notwendigsten Möbeln. Oft sperren sich auch die Wohnungsinhaber gegen die Aufnahme der
Flüchtlinge.
Der überwiegende Teil der Flüchtlinge kommt aus der Landwirtschaft und hatte eigene Betriebe. Für diese Leute ist es sehr schwer, sich in die veränderten Verhältnisse hineinzufinden und nun als
Knecht und Magd zu arbeiten. Die Folge ist eine Abwanderung in die Fabriken. Da aber der Mangel an landwirtschaftlichen Kräften sehr groß ist, muss mit allen Mitteln versucht werden, die Leute
zu halten. …
Weiter wird seitens des Flüchtlingskommissars alles getan, um auch den Flüchtlingen zusätzlich
Erwerbsmöglichkeiten zu schaffen. Vor allen Dingen ist hier an Heimarbeit gedacht aber auch Sammeln von
Heilkräutern, Pilzen usw. Hierbei sind auch bereits achtbare Erfolge erzielt. Für Körperbehinderte ist an Zucht und Verwertung von
Weidenkulturen und Werkstätten für Holzverwertung gedacht. Doch diese Pläne sind erst im Entstehen und bedürfen einer
größeren Anlaufzeit.
Der Flüchtlingskommissar: Die einzige Möglichkeit das allgemeine Flüchtlingsproblem zu steuern, und die Not wirksam zu bekämpfen ist die Auswanderung!