Plünderungen
(Quelle: „Stadt Crailsheim –Akten btr. Crailsheim in den letzten Kriegstagen 1945.“
Hauptstaatsarchiv Stuttgart, die Plünderungen werden auf den Seiten 32 – 39 beschrieben.):
Geplündert haben Crailsheimer, Ortsnachbarn, Amerikaner und ehemalige Zwangsarbeiter.
Es war so wahr: Gelegenheit macht Diebe!
Die Plünderungen begannen als der Amerikaner im Anmarsch war.
Die Läden Lichdi – Langestr.50 und Karlstr. 20 – wurden ausgeräumt, am Tag als der Amerikaner einmarschierte.
Im „Löwen“ war ein Schuhlager der Sportschuhfabrik Möbus. Wer laufen konnte ging dort rein und holte sich Schuhe heraus. Im Kaufhaus Schmidt ging ein Schaufenster zu Bruch – und Kleider und
Mäntel wurden „armevoll“ weggetragen.
Bürgermeister a.D. Fröhlich in dem Bericht zu den Plünderungen vor der ersten Besetzung :
Es war zweifellos die Begehrlichkeit, sich Dinge zu bemächtigen, die man haben möchte (bzw. lange entbehren musste) – die Entschuldigung: hätten wir es nicht geholt, hätten es die Polen geholt
und später die Amerikaner.
Fröhlich: Der Eindruck, der damals auf mich einwirkte hat mich sehr erschüttert. Anständige Menschen stürzten los, um Warenlager in hiesigen Geschäften zu räumen, Privathäuser zu betreten
und rauszuholen, was zu holen ging.
Auch die Amerikaner „beschlagnahmten“.
Der Kassenschrank der evangelischen Gemeinde , der bei Kirchenpfleger Leibrich,
Grabenstr. 23, stand, wurde beim ersten Einmarsch von Amerikaner erbrochen.
Wertgegenstände – darunter ein Rubinring aus den aufgelassenen Gräbern unter der Kirche und andere Wertgegenstände wurden von den Amerikanern mitgenommen, ebenso nahmen US-Offiziere nach der
„Besichtigung“ des städtischen Museums Sammelstücke mit.
Auf die spätere Beschwerde des Oberkirchenrates war die Antwort: „Amerikanische Soldaten stehlen nicht.“
Und sie taten es doch: Uhren und Fotoapparate waren vor allem begehrt. Bei Optiker Reuss erzwangen Amerikaner beim ersten Einmarsch die Öffnung des Safes – und nahmen alles mit.
Polizeimeister Hörner berichtete von der Begegnung mit einem amerikanischen Soldaten, der stolz acht Armbanduhren am Arm hatte.
In Erinnerung blieben vor allem die Plünderungen durch die Ausländer, vor allem waren es ehemalige Ost-Zwangsarbeiter. (Franzosen wurden oft als Beschützer erwähnt.)
Ein großer „Schlag“ gelang den Plünderern beim Postamt. Dort war noch kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner ein Postzug mit Paketen entladen und zum Postamt gebracht worden. Die wurden nun
„geöffnet“.
Bürgermeister Fröhlich:
Es ging auch an die Wein- und Mostkeller. Besonders die Ausländer liefen den ganzen Tag betrunken herum. … Die besoffene Gesellschaft hat dann im Spitalhof vor dem Rathaus Orgien
gefeiert. Meine Bitte an die Amerikaner, Ordnung zu schaffen, bekam die Antwort: Wer hat denn die Leute hergebracht, die Amerikaner oder die Deutschen?
Zwischen der ersten und der zweiten Besetzung wurde der Fliegerhorst ausgeräumt und so gründlich, dass viele Familien, die dort wohnten nach ihrer Rückkehr nichts mehr vorfanden. Sogar die
Lichtschalter, Wasserhähne usw. wurden abmontiert.
Die Landwirte der umliegenden Ortschaften kamen mit Fuhrwerken …
Mit Handwagen, Kinderwagen und Schubkarren gingen die Crailsheimer rauf. Es war tagsüber immer eine ganze Karawane.
Während ein Teil der Bevölkerung sich wegen der Jabos im Keller oder doch in der Nähe ihrer Wohnung aufhielt , gingen die anderen in den Fliegerhorst und räumten.
(Ihre Sicht: Die Wehrmacht hat kapituliert – es ist besitzloses Gut.)
Nach der zweiten Besetzung durch die Amerikaner gab es keine deutschen Plünderungen mehr.
Die Ost-Ausländer waren in den Unterkünften des Flugplatzes untergebracht. Sie konzentrierten sich jetzt auf die Bauernhöfe im Umland.
In Crailsheim taten wieder deutsche Polizisten Dienst.