Schüleraustausch Worthington Crailsheim
Ohne den Schüleraustausch wäre die Städtefreundschaft wahrscheinlich noch in den 50er Jahren weitgehend eingeschlafen. Aus
meiner Sicht steht fest, dass die heutige Form der Städtefreundschaft auf den Beginn des Schüleraustauschs zurückgeht, der mit Edward Blair und Gene Janssen aus Worthington (1956/57) und Inge Krauß
und Renate Roßmann 1957/58) begann.
Bis 2016 konnten 57 Crailsheimer Schüler den Austausch erleben.
Der eigentliche Anstoß zum Schüleraustausch
kam mit dem Besuch von Erika Raddatz in Worthington. (Sie heiratete bald nach ihrer Rückkehr meinen inzwischen verstorbenen Klassenkameraden Gerhard Schumm und lebt heute in
Steinfeld/Oldenburg.)
Erika Raddatz war damals Lehrerin an der Mittelschule und besuchte im Rahmen eines Studienprogramms für deutsche Lehrer 1954/55 auch Worthington. Sechs Wochen lang war die sehr
musikalisch veranlagte deutsche Lehrerin Gast im Haus des Worthington High-School-Musiklehrers Niemeyer, der auch weit darüber hinaus das Kulturleben in Worthington wesentlich beeinflußte. Erika
Schumm-Raddatz schildert ihren Aufenthalt im Buch von Gudrun Gscheidle-Katz und hat darüber auch in der Vortragsveranstaltung des Fördervereins Albert-Schweitzer Gymnasium 1994 berichtet (siehe auch
„Hohenloher Tagblatt“ vom 27.4.94.).
Mrs. Cashel führte mit Erika Raddatz ein Gespräch, wie es denn mit der Städtefreundschaft weitergehen sollte.
Für Mrs. Cashel waren Schulen Hauptträger Ihres Planes. Auch hier vertrat Tedo Cashel wieder den Standpunkt, der inzwischen von Dr. Ascher, Willi Heinkelein, Erika Raddatz und auch von mir geteilt
wurde, dass Dankesagen allein für eine Städtefreundschaft nicht reiche. Beide – Tedo Cashel und Erika Raddatz - machten auf dieser Fahrt sehr konkrete Vorschläge, was jede Seite tun
müsse.
Die Umsetzung
In Worthington wurde im Herbst 1955 ein Kompakt-Deutschkurs von Mrs. Marcella Gosch (erst später gab es regulären Deutschunterricht an der Highschool) für 21 Bewerber
um das Stipendium eingerichtet, das auch 17 Highschool-Studenten durchhielten. Von ihnen wurden dann Ed Blair und Gene Janssen ausgewählt.
Nicht zuletzt war es Erika Raddatz, die auch die Crailsheimer Gastfamilien anwarb. Von Bürgermeister Gebhardt erfuhr sie administrative Unterstützung.
Die Schulen in Crailsheim - Gymnasium und Realschule - waren sehr aufgeschlossen. Man darf neben Dr. Ascher, Dr. Deeg und Willi Heinkelein ganz besonders nicht Fräulein Matthes vergessen, ohne die
später der Schüleraustausch ärmer gewesen wäre.
Zwischen Worthington und Crailsheim war die Kostenverteilung des Schüleraustauschs so vereinbart:
Für die Schüler aus Worthington übernimmt Worthington die Transportkosten bis Bremerhaven, für die Schüler aus Crailsheim trägt Crailsheim die Kosten bis New York. Dann kommen die jeweiligen
Gast-Städte für die Transportkosten auf. Sie bezahlen auch abzuschließende Versicherungen und das Taschengeld. Sonstige Vergünstigungen (etwa Freikarten für Veranstaltungen) blieben den Gast-Städten
vorbehalten.(Ich hatte in Worthington eine Freikarte für die beiden Kinos.) Die Gastfamilien erhielten keinen Kostenersatz (das konnte aber individuell auch anders geregelt werden). Geplant
war, dass jeder Schüler während des Aufenthaltes in zwei bis drei Familien leben sollte.
1961 wurde der Austausch auf je einen Schüler begrenzt. Die doppelte Besetzung anfangs war eine Heimweh-Verhinderungs-Maßnahme. Das hatte sich als nicht notwendig erwiesen.
Hanns-Friedrich von Bosse (1961) und Steve Goff (1962) machten den Allein-Anfang. Unter diesem Plan kamen nur alle zwei Jahre Schüler aus den beiden Städten in den Genuss eines solchen
Stipendiums.
Mrs. Cashel drängte aber darauf, dass jedem Schuljahrgang die Chance geboten werden müsse. Das war dann ab 1964 der Fall.
Auf beiden Seiten waren es jeweils 16- bzw. 17jährige Schülerinnen und Schüler, die an dem Austausch teilnahmen. Der Aufenthalt in der Partnerstadt wurde auf die Schulzeit angerechnet.
Im Beitrag des Crailsheimer Stadtarchivs zur Patenschaft und dem Schüleraustausch ist eine Liste aller Austauschschüler aufgeführt.
Armin Ziegler