Tradition Volksfest
Im Namen „Crailsheimer Volksfest“ liegt sehr viel Heimatverbundenheit. Und für sehr viele
Crailsheimer - vor allem auch die nach Fern und Nah „ausgewanderten“ Crailsheimer - gibt es gar keinen anderen Begriff für den Höhepunkt des Jahres.
Nur: der offizielle Begriff ist „Fränkisches Volksfest“
– und das seit 1901 als sich die Stadt durch Beschluss ihrer Gremien zur Verantwortungsübernahme entschloss. Und durch erste Festlegungen für die Durchführung die Tradition des Volksfestes
begründete.
Beschrieben ist das erste Volksfest auch in der 1966 von der Stadt unter OB Hellmut Zundel herausgegebenen und von Werner Martin Dienel geschriebenen Broschüre „Das Fränkische Volksfest in
Crailsheim“.
Zum Geleit ist auch Wilhelm Volz zitiert:
Fränkische Haamet, fränkische Joogscht,
fränkische Madlich, Herz was maagscht!
Fränkisch Oart und fränkischer Sinn,
is alles im Volksfest drin.
Und wennrs net glaubt, no kummtr und seecht!
Na soochtr bestimmt: Des Moule hat recht.
1. Fränkisches Volksfest, Samstag bis Montag, 21. 9. — 23. 9. 1901
Zum ersten Mal auf städtische Veranlassung und Kosten nach Beschluss der bürgerlichen Kollegien als städtisches Fest,
als FRÄNKISCHES VOLKSFEST, und nicht mehr als landwirtschaftliches Bezirksfest
durchgeführt. (Auch wenn das ländliche Umfeld auch weiterhin und bis heute seine Berücksichtigung findet.)
Die Vorbereitung und Durchführung wurden in die Händen eines Festkomitees gelegt.
Das umfangreiche Festprogramm für drei Tage dieses ersten
Festes bleibt auch für die folgenden Jahre — mit geringen
Abweichungen und Änderungen — gültig:
Samstag: Morgens Tagwache mit Böllerschüssen. Festzug: Radfahrer, Herold, Vorreiter, Stadtmusik, Bürgerwache, Ehrengäste, bürgerliche Kollegien, Gewerbe und Vereine mit Festwagen
und Gruppen, Vereine, Feuerwehr.
Weg des Zuges: Bahnhof-, Wilhelm-, Karlstraße, Schloßplatz,
Schulstraße, Lange Straße, Karlstraße, Festplatz.
Auf dem Festplatz damals Begrüßung des Festzuges durch Verein Harmonia mit Musik und Festlied. Ansprache von Stadtschultheiß Sachs. Eröffnung der Obst-
und Geflügelausstellung. Die Schaubuden und Karussels sind in Betrieb.
Konzert auf dem Festplatz. Am Nachmittag Schauturnen und Kinderbelustigungen. Abends Radfahrer-Lampion-Korso
durch die Stadt zum Festplatz. Beleuchtung des Festplatzes und Feuerwerk.
Sonntag: Tagwache. Nach dem Kirchgang Öffnung der Schaubuden und Karussels, des Zirkus Otto Mark und der Bierstände.
Vormittags Radfahrwettrennen auf Straße noch Ilshofen, Hin- und Rückfahrt 20 km.
Am Nachmittag Blumenkorso der Radfahrer durch die Stadt zum Festplatz.
Am Montagvormittag Lotterieziehung auf dem Rathaus. Am Nachmittag Hunderennen und Übergabe der Gewinne.
Danach Feuerwehrübungen und Konzert. Abends Feuerwerk.
Die Traditionen des Volksfestes
- Als Zeitpunkt wurde von Anfang an die vorletzte Woche im September vorgesehen und in etwa
auch immer eingehalten. Das Volksfest dauerte anfangs drei Tage: Sonnabend bis Montag.
- Die zeitliche Verlängerung des Volksfestes von drei auf vier Tage (Freitag bis Montag) trat in Crailsheim 1908 mit der Einführung der offiziellen Bierprobe am Freitagabend ein, die nun
von Schaustellern und Bevölkerung als Eröffnung des Volksfestes angesehen wurde.
(Die Bierprobe war 1948, dem ersten Volksfest nach dem Krieg, auch wieder möglich. Es gab nämlich schon wieder ein Engel- und ein Wackerzelt.)
- Während des ersten und zweiten Weltkrieges fiel das Volksfest aus. 1923 und 1924 wurde wegen der Inflation nicht gefeiert.
- Die Ehrentribüne für den Festzug stand immer am unteren Ende des Marktplatzes an der „Drehscheibe“, dort wo die Wilhelmstraße in die Karl- und Langestraße einmündet.
- Die Namensgebung des Festzuges hing vom Hauptgestalter des Festzuges ab, der im dreijährigen Turnus zwischen Landwirtschaft, Gewerbe und Schulen wechselte. Den Schulen fiel dabei
fast immer die Aufgabe zu, Stadtgeschichte zu gestalten. Einige Themen sind weiter unten angeführt.
- Der Festzug begann immer um 10:30 Uhr in der Bahnhofstraße.
Der Weg des Zuges blieb unverändert: Bahnhof-, Wilhelm-, Karlstraße, Schlossplatz, Schulstraße, Lange Straße,
Karlstraße, Festplatz.
- Die Bürgerwache war immer ein prunkvoller Teil des Festzuges. Lange angeführt vom Ehrenkommandant Jakob Möbus zu Pferd.
- Zu meiner Zeit in Crailsheim nach dem Krieg waren auch die Kapellen aus dem Engel- und Wackerzelt Teil des Festzuges.
- Zu den Gruppen, die immer dabei waren, gehörten auch die Turner und Fahrradfahrer.
Crailsheim war für seine Kunstradfahrer und für die Männerriege der Turner bekannt.
- Der Eingang zum Volksfestplatz war damals immer ein viersäuliges begrüntes und mit „Fränkisches Volksfest beschriftetes Tor auf dem ein fränkischer Bauer stand.
- Der Bierpreis in den beiden großen Brauerei-Zelten war immer gleich.
Er war jährlich ein lokales Politikum.
Serviert wurde das Bier nur in Einliter-Maßkrügen. Man konnte es auch an der Theke abholen.
- 1948 gehörte schon wieder das Riesenrad zum Volksfestplatz und es gab schon einen Autoskooter. Und natürlich war die Geisterbahn wieder da. Und die Schieß- und Losbuden gehören zur Erinnerung diese
„Zeitzeugen“ an 1948.
Themen der Festzüge aus den Nachkriegsjahren:
1948 Noch kein Festzug
1949 Und neues Leben blüht aus den Ruinen…
1950 Fränkische Haamet, fränkische Joogscht, fränkische Madlich
– Herz was magscht.
1951 Crailsheim: Einst und jetzt!
1952 Crailsheim durch sechs Jahrhunderte
1953 Das bäuerliche Jahr – wie es ist und war
1954 Neues Schaffen im Kreis Crailsheim
1955 Crailsheim im Wandel der Jahrhunderte
1956 Stadt und Land – Hand in Hand
1957 Handwerk und Handel im Zeitenwandel
1958 Crailsheim im Spiegel seiner Geschichte
1959 Bestellt der Bauer nicht sein Feld- wie stund es heute um die Welt!
1960 Crailsheims Zukunft hat schon begonnen – oder bleiben wir doch beim alten?
1961 Crailsheim im Spiegel der Geschichte
1962 Das bäuerliche Jahr -–wie es ist und war
1963 Die gute alte Zeit
1964 Bilder aus Crailsheims Geschichte
1965 Ein festes Band um Stadt und Land
1966 125 Jahre Fränkisches Volksfest – 100 Jahre Eisenbahn