Gemeinderats- und Kreistagswahlen im Januar und April 1946
Die erste von den Amerikanern angeordnete freie Wahl in Württemberg-Baden war die Gemeinderatswahl für Städte bis zu 20.000 Einwohner am 27. Januar 1946.
Für die Gemeinderatswahlen galt das Kommunalwahlsystem der Weimarer Republik, jedoch mit der Beschränkung der Amtszeit der Gemeinderäte auf zwei Jahre. Das aktive und passive Wahlrecht lag bei 21
Jahren. Wahlberechtigt war nur, wer länger als ein Jahr in der Gemeinde ansässig war, d.h. die Flüchtlinge blieben ausgeschlossen. Ehemalige Parteigenossen und Amtsträger durften als Kandidaten nicht
aufgestellt werden.
Bei den Gemeinderatswahlen in Crailsheim am 27. Januar 1946 traten die Parteien noch nicht unter ihrem jeweiligen Namen an. Die stark CDU-geprägte Liste nannte sich
„Allgemeine Wählervereinigung“, die SPD-geprägte Liste firmierte als „Aufbauwillige“. Die CDU-Richtung gewann deutlich. In den Gemeinderat zogen ein:
Allgemeine
Wählervereinigung
Aufbauwillige
Friedrich
Fach
Karl Breitner
Ernst
Schäffer
Friedrich Bertsche
Georg
Feuchter
Leonhard Schmieg
Josef
Scheurer
Julius Habermaier
Julius
Denneler
Johann Braun
Georg
Abelein
Friedrich Uhde (Ingersheim)
Julie Pöhler Georg Heißwolf (Altenmünster)
Leonhard Kunder
Friedrich Kaiser (Ingersheim)
Otto Schwarz (Altenmünster)
Friedrich Kreisel (Altenmünster)
Mit Aufnahme der Arbeit des neuen, nun wieder Beschlußrecht besitzenden Gemeinderats fiel zeitlich die Entscheidung der Militärregierung zusammen, Bürgermeister Gebhardt abzusetzen. Die Anweisung zur
sofortigen Einstellung der Amtsgeschäfte fiel am 8.2.1946. Begründung ist u.a. die ehemalige Zugehörigkeit zur NSDAP und SA.
Landrat Daurer, der neue Gemeinderat und eine Bürgerinitiative in Ingersheim und Altenmünster versuchten im ganzen Monat Februar 1946 vergeblich, eine schnelle Revision der Entscheidung zu erreichen.
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Der Gemeinderat, der zu dieser Zeit das Recht besaß, den Bürgermeister zu wählen, entschied sich nach einer Ausschreibung der Stelle am 20. März 1946 für den 47jährigen, parteiungebundenen Kaufmann
Fritz Schatz aus Heilbronn.
In der Übergangszeit bis zum Amtsantritt von Fritz Schatz war Friedrich Fach der amtierende Crailsheimer Bürgermeister.
Kreistagswahlen
Bei den Kreistagswahlen am 28. April 1946 gab es für die Stadt Crailsheim vier
Listen, und zwar unter den Kennworten
„Christlich Demokratische Union“,
„Landrat Daurer“,
„Karl Breitner“
„Demokratische Volkspartei“.
Die Vorschläge CDU/DVP und Daurer/Breitner waren Listenverbindungen, letztere nannte sich „Demokratischer Block“. Die Liste CDU/DVP bekam 18 Sitze im Kreistag, der Demokratische Block acht. Karl
Daurer wurde Vorsitzender der Fraktion Demokratischer Block.
Die Mitgliederversammlung der SPD hatte vor der Wahl bestimmt, für den Kreistag eine SPD-Liste unter dem Namen der Partei aufzustellen. Der Vorstand führte den Beschluß nicht aus. In dem Bericht über
die Mitgliederversammlung am 25. Mai 1946 steht dazu:
„Verschiedene Genossen kritisieren das eigenmächtige Handeln des Parteivorstandes zu den Kreistagswahlen und forderten energisch, daß die in einer Mitgliederversammlung gefaßten Beschlüsse von der
Vorstandschaft nicht ohne weiteres umgestoßen werden dürfen.
Genosse Mend begründete eingehend, was den Vorstand bewog, nicht eine eigene Kandidatenliste aufzustellen, sondern sich mit politisch anders Gesinnten zu einem demokratischen Block
zusammenzuschließen.“ (Herr Mend gehörte neben den Herren Bertsche und Daurer im Januar 1947 zu den Gründern der Sozialistischen Arbeitsgemeinschaft von KPD und SPD in Crailsheim.)
Am 9. August 1946 wählte der von der CDU dominierte Kreistag Goetz-Kraft von Oelffen zum neuen Landrat. Bei der Wahl fielen 18 Stimmen auf den eingeschriebenen CDU-Mann, 7 Stimmen bekam der bisherige
Landrat Karl Daurer.
Von Oelffen war Schlesier, ehemaliger Offizier, Widerstandsmann mit einer Haft bei Kriegsende im Konzentrationslager Nordhausen.
Die kommunalpolitische Situation am Jahresende 1946 sah in Stadt und Kreis Crailsheim eine deutliche Mehrheit der CDU in Gemeinderat und Kreistag, einen CDU-Landrat sowie einen der bürgerlichen Seite
freundlich gesinnten Bürgermeister.